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Sitten der Stadt Ka : роман
Олександр Апальков
(Переклад:
Хельга Хомутина, Тетяна Скорова, Карл Шелнбергер, Олександр Апальков)
— Склянка Часу*Zeitglas,
2005.
— 136 с.
— м.Канів. — Наклад 1000 шт.
Перевидання.
ISBN: 966-306-100-7
Жанр:
— Антиутопічне
— Молодіжне
— Роман-виховання
Анотація:
Книга „Sitten der Stadt Ka” (нем). Роман.
Автору удалось сохранить равновесие, балансируя на лезвии бритвы, пройти между Сцилой кладбищенского всезнания и Харибдой невежества и вырубить по пути драгоценные кристаллы из обеих роковых скал… Перевод Х.Хомутины, Т.Скоровой и К.Шелнбергера.
Книгу можна придбати у книгарнях України, або післяоплатою 20 грн., замовивши її у видавництві:
zeitglas@ck.ukrtel.net
Лінк із зображенням книжки:
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Рецензія |
26.12.2010
Автор рецензії: Nikolaj Karamenow
(джерело:
Критичний нарис)
Der Autor, von dessen Person aus das Geschehen in Apalkows Erzдhlung „Sitten der Stadt K.“ dargelegt wird, erklдrt nicht nur einmal, daЯ K. „eine Stadt der Toten“ ist, daЯ „ diese stirbt und mit jedem Tag zu einer Nekropolis wird“. Sie stellt im Sinne ihrer Sehenswьrdigkeiten so etwas wie eine Pantheon-Nekropolis dar, wohin „berьhmte Leute kamen, vom Schicksal selbst dazu vorbestimmt, um zu sterben“.
Die Bьrger der Stadt K. gehen mit all ihren Wurzeln sowie mit all ihren Sinnen und ihrem Trachten in die Vergangenheit. Sie schicken sich sogar an, ihre Zukunft auf der Grundlage der Ausnutzung des ... [ Показати всю рецензію ]
Vergangenen aufzubauen, - auf einer „Pantheon-Nekropolis“, wenn man diese zu einer Art Tourismuszentrum macht. Auf den StraЯen der Stadt gehen Zerstцrung, Zerfall, im-Stich-Gelassensein einher und die wenigen, noch funktionierenden Einrichtungen – so zum Beispiel das Krankenhaus – ьberleben dank der humanitдren Hilfe der Bьrger der deutschen Partnerstadt Vi.. A.Apalkow vermittelt uns in der Erzдhlung ein deutliches Bild von einem „Stadt-Stummel“. Aber uns interessieren weder die genaue Beschreibung noch die vom Autor dargestellte Vernachlдssigung und die Armut von K., sondern die von ihm geschaffene besondere kьnstlerische Realitдt, dank deren дsthetischer Beeinflussung beim Leser das Gefьhl entsteht, daЯ er mit etwas aus dem Jenseits in Berьhrung gekommen ist, mit so etwas wie einer stillen Unterwelt. Wдre es nicht so, so wдre die Erzдhlung weiter nichts als eine Kette von publizistischen Artikeln oder Skizzen ьber einen Ort – wenn auch erfundenen, – der aber in дhnlicher Weise irgendwo real existiert.
Die Eigenschaft der „Leblosigkeit“ durchtrдnkt sowohl die Art der Tдtigkeiten der Personen als auch die inhaltliche Aura ihrer Taten. Tote besitzen nur ihre eigene Vergangenheit, deshalb ist das ganze Leben der Bьrger von K. in das Vergangene extrapoliert worden, oder, wenn man es genauer betrachtet, in etwas nicht Existierendes und in nicht dagewesene mythologische Zeitrдume, die mit der wirklichen Geschichte nichts gemeinsam haben. Der Nimbus des Archaismus, des ins „Vergessen geratenen“ wird sogar durch die handelnden Personen geschaffen, etwa wie Aleksij, Arschibald, Gorgonij, Kalendarij, Swetosara, Epifania, Awdij u.a..
Im mythologischen Kontext der Erzдhlung treten die Bьrger der toten Stadt K. als eine Art „ miЯratene Tote“ auf, wie es sie in den slawischen mythologischen Vorstellungen gab. Dies bedeutet, daЯ sie sich eine geraume Zeit lang mit „Besдnftigung“ zufriedengeben, aber, wenn man auf den mythologischen Inhalt verweist, dann „steigen sie aus den Grдbern hervor“ und versuchen am Ort ihrer Bestattung, auf dieser Welt und nicht im Jenseits(!), ihre frьheren Probleme zu lцsen, die sie vor ihrem Weggang in eine ьberirdische Welt bewegt haben. Ihre Handlungen sind letztendlich ungefьgig, grotesk, absurd oder aber auch lдcherlich, nur mit dem Unterschied zu den Handlungen der mythologischen miЯratenen Toten, daЯ dem Inhalt der Erzдhlung nach die Verstorbenen fьr die Lebenden keine physische Gefahr darstellen. In K.wurde „der riesige Saal der Totengruft zu einer Цrtlichkeit theoretischer Leidenschaften, deren Apogдum in Gestalt eines ausgelaugten, dьnnhaarigen, hageren Redners aus Metropolland erschien. Er proklamierte mit der klirrenden und schwachen Stimme eines Tiberius, daЯ Jesus Christus doch ein Ukrainer war. Denn am Kreuz hat er leise geflьstert: „Oh, Lele“, was so viel bedeutete wie: „Oh, Papa“. Daraus zog der Redner seine SchluЯfolgerungen und rief schluchzend auf, die sterblichen Ьberreste des Adoptivsohnes Josefs nach K. zu ьberfьhren…“.
Die Taten und die Gedanken der handelnden Personen, die man zu den symbolischen Toten zдhlen kann, sind von einer ganz bestimmten Inkonsequenz, GewohnheitsmдЯigkeit, Widersprьchlichkeit und Unlogik gekennzeichnet. Den besten Beweis dafьr liefern die Beziehungen zwischen Awdij und Swetosara. Awdij ist ьber alles in Swetosara verliebt, dennoch vollzieht er auf der Geburtstagsfeier von Retschkin in einer цffentlichen Toilette einen Geschlechtsakt mit einem ihm vцllig unbekannten jungen Mдdchen. Sein Gesprдch mit Swetosara begrenzt sich auf unartikulierte Laute – was symbolisch bedeutet, daЯ ein Toter nicht sprechen kann oder aber die Laute nicht richtig herausbringen kann. In der Toilette hat er bei all dem nicht weggespьlten Schmutz „ dem Mдdchen den Hals zurьckgebeugt und das gemacht, was sie wollte.“ Man muЯ hierbei auch berьcksichtigen, daЯ in der Mythologie vieler Vцlker so ein Abort und Kot existieren, daЯ dadurch das Leblose und Totenдhnliche symbolisiert wird oder aber der Zugang in die Unterwelt.
In dem Kapitel „Der Kurator“ дuЯert sich der Kurator „in Form von unartikulierten Lauten, als wдre er ein heimlicher Ankцmmling aus dem Weltall“. Eine der Damen, die Aleksij den Vorschlag unterbreitete, die schцpferische Intelligenz der Stadt K. zu vereinigen, „hatte das Gesicht einer Sдngerin aus der Vergangenheit, das stдndig die Farbe wechselte“. Als vцllig verschwommene Wesen erscheinen die Vertreter der sowjetischen Sicherheitsorgane, die Arschibald Apaikin beobachten, der als Dolmetscher fьr eine in K. tдtige Gruppe deutscher Spezialisten arbeitet. Arschibald wird zu ihnen vorgeladen und ihm kommt es vor, als ob er es mit Klonen zu tun hat, – „Jeder hielt eine Zeitung in den hin und her schwenkenden Hдnden. Alle in dreiteiligen Anzьgen, die schwдrzer als die Nacht waren. Ihre Krawatten hatten Knoten, die die GrцЯe einer Faust hatten. Ьber die Stirn von Arschibald rann der SchweiЯ nur so dahin.
- Sie haben mich vorgeladen?
- Nicht vorgeladen, sondern eingeladen, - sagte einer der Anzugmдnner, der sich erhob und sich als Oberst XY vorstellte.“
Ein absoluter „Toter“ in der Beschreibung Gorgonij`s, der seine Gedanken gegenьber Aleksij zum Ausdruck bringt, ist ein Bьrger aus K.. Der Autor stellt fest: „Hier lebt man nicht, hier werden die Toten gefeiert. Hier ist sogar das Blut knapp. Ich habe es selbst gesehen. Ein Alter schьttete Mьll aus. Und aus dem Haufen kroch eine Ratte hervor. Sie biЯ ihn. Es tropfte Wasser aus der Wunde heraus…“
Als eigenartiger Vertreter der Unterwelt tritt auch der Freund von Aleksij – Kalendarij Brjus – auf, denn fьr ihn ist der Lauf der Zeit stehengeblieben. Das belegt auch der Erzдhlende in der Erzдhlung: „Kalendarij und ich sind Altersgenossen. Aber er ist jьnger. Denn er lebt immer im Mai des Jahres 1986. Aber die Tage zдhlt er in Tausendern. Die Monate aber und das Jahr sind unbeweglich.“
Da die Stadt K.die Heimstatt der „miЯratenen Toten“ ist, so kцnnen die Bewohner symbolisch gesehen die Stдtte ihrer ewigen Ruhe nicht verlassen, was natьrlich nicht auf alle Personen sprichwцrtlich zutrifft, sonst wьrde die Erzдhlung mystisch oder mдrchenhaft erscheinen. Wichtig ist, wie fein und meisterhaft der Autor A. Apalkow bei der Beschreibung vцllig realer Ereignisse das Sujet dahingehend aufbaut, daЯ beim aufmerksamen Lesen im Kontext die mysthologische Schnittstelle der Lebensweise der Stadt K. und ihrer Bьrger bloЯgelegt wird. In der kьnstlerischen Realitдt der Erzдhlung kommen die nach Truskawez zur Erholung aufgebrochenen Tschertschil und Stepanjura nie am Reiseziel an. Am Ende befinden sie sich an der Einfahrt in die Stadt K.. In der vorgegebenen Situation ist Truskawez mit seinem heilenden Mineralwasser ein Lebensquell. Die zwei Freunde befinden sich aber aus vцllig objektiven Grьnden anstatt sich in die Westukraine zu begeben, erneut am Ort ihrer symbolischen Ruhe. Schuld daran ist, daЯ einer vom Selbstgebrannten zu viel genossen hat und betrunken ist, der andere aber ganz blind die Wьnsche des Betrunkenen ausfьhrt. Darin besteht gerade das Talent eines Schriftstellers, daЯ er die Realitдt beschreibt, in diese aber ein solches Geflecht an Gestalten einwebt, welches seinen Ursprung in archetypischen Vorstellungen haben kцnnte. Und nur dank dieses archetypischen Sдttigungsgrades an universellen psychologischen Dominanten, die fьr das unbewuЯte Handeln aller Menschen charakteristisch sind, egal welchem Kulturkreis sie angehцren, beeindruckt er den Leser und ruft bei ihm einen дsthetischen GenuЯ hervor und bewirkt das Gefьhl des Beteiligtseins an einem Geheimnis.
Da aber Tote nicht in der Lage sind, etwas Reales in der Welt der Lebenden zu verwirklichen, geschweige denn, jemanden im Leben zu sдttigen, lebt K. von der humanitдren Hilfe der Deutschen, wobei das Krankenhaus den grцЯten Anteil bekommt. Aus dem gleichen Grunde ist aber auch die fьr die Erцffnung einer Bдckerei in K.notwendige Technik unbrauchbar. In der Wirklichkeit sind sowohl der Backofen als auch Bus, mit dem Bulytschow den Ofen aus Vi.nach K.zu bringen gedachte, einfach nur alt, verrostet und nicht funktionstьchtig. Aber symbolisch gesehen, kann ein Toter wie Bulytschow gar nichts von dem, was der Befriedigung der Bedьrfnisse Lebender dient, aus dem Wohlstandsland an den Ort der seinigen und allgemeinen Begrдbnisstдtte bringen. So sind der Ofen und der Bus im Endergebnis nur ein symbolisches Zeichen. Interessant ist auch, daЯ Bulytschow auch der zweite Versuch nach dem Fehlschlag mit der Erцffnung einer Bдckerei in K. Ungelegenheiten brachte. Er weilte erneut in Deutschland und ьberfьhrte von dort Gebrauchtwagen (wieder so ein Zeichen fьr Untauglichkeit!) fьr den Verkauf in den Lдndern der GUS. An der polnischen Grenze wurden er und andere ihm gleichgestellte Geschдftemacher vom Zoll einige Tage lang festgehalten. Fьr nicht vorschriftmдЯiges Parken ihrer Fahrzeuge muЯten sie eine Strafe zahlen.
Erstens sehen wir im vorliegenden Falle, eingeflochten in die Schilderung angeblich realer Ereignisse, ein verschleiertes archetypisches Sujet der Ьberquerung des Stiks oder eines anderen mythologischen FluЯes, der die natьrliche Grenze zwischen dem Reich der Lebenden und der Toten verkцrpert.
Zweitens, in das Reich der Toten lдЯt man nur Tote durch.Um die Erlaubnis zum Ьberqueren der Grenze zu bekommen, tцtet sich Bulytschow als Persцnlichkeit in den Augen der polnischen Zцllner. Mit anderen Worten, im symbolischen Kontext der Erzдhlung macht sich Bulytschow zu einem „Toten“. Darьber berichtet er spдter Aleksij: „Ich binde ein schmutziges Handtuch um die Backen, lege in den Mund das letzte Stьckchen angeschimmelten Specks, beschmiere mir Hдnde und Gesicht mit RuЯ aus dem Auspuff. Ich krieche zu ihm hin. Auf Knien. Durch den Dreck. Alle gucken hin. Hunderte von Augen. Ich aber krieche weiter zu ihm hin, zu dem Herren. Ich bitte und weine, mache Verbeugungen bis zur Erde.“
Awdij erinnert nicht nur mit dem Namen an die Gestalt des Awgij aus der altgriechischen Mythologie, sondern auch mit den Ereignissen aus seinem Leben. In der Erzдhlung hat Awdij, der eigentlich Swetosara vollkommen verfallen ist, intimen Verkehr mit einem zufдlligen jungen Mдdchen in einer Toilette, direkt ьber dem nicht hinuntergespьlten Stuhl. Nach der Ьberlieferung der altgriechischen Mythologie besaЯ der Zar Awgij „unzдhlige Herden von Vieh, die ihm sein Vater geschenkt hatte. Ihre Stдlle aber wurden 30 Jahre lang nicht gesдubert“. Herakel hilft Awgij, die Stдlle vom Kuhdreck zu sдubern, aber Awdij besudelt sich noch viel mehr (im Hinblick auf die Moral) und auch die цffentliche Toilette. Dies bedeutet, daЯ wir es am Beispiel der handelnden Personen der Erzдhlung mit einer sogenannten Umkehrung der Figur von den FьЯen auf den Kopf zu tun haben, wodurch in den Text ein komischer und gleichzeitig Traurigkeit hervorrufender Effekt einflieЯt. Das Thema des „ Drecks und des Aborts“ als Produkte des Zerfalls und, im symbolischen Sinne gesehen, als Attribute des Jenseits, wird auch in dem Kapitel „Lied, du mein Lied“ fortgefьhrt. Dort ist die Rede davon, daЯ beim Reinigen der Fдkalien der Stadt eine „diensthabende Brigade zugrunde geht. Am Abend haben sie sich betrunken. Haben sich auf die Freiheit vorbereitet. Sind an den Pumpen eingeschlafen. Da kam der Prдsident. Man gab Anweisung, das Hauptventil des Kollektors zu цffnen. Direkt in den FluЯ hinein. Tausende Kubikmeter an Exkrementen. Ьber das Fдkalienhaus wurde ein Sarkopharg errichtet. In einer einzigen Nacht. Aus Lehm und eben diesen Exkrementen. Dafьr Fahnen ьber Fahnen…“.
Die Umkehrung des mythologischen Sujets zur Einflechtung von Elementen der Groteske in den Text, lдЯt sich auch in der Szene des Kennenlernens von Awdij und Swetosara verfolgen. Er beobachtete sie beim Baden im FluЯ und wurde direkt in den Weidenbьschen ihrer habhaft, sozusagen vergewaltigte er sie. Awdij wird hier mit einem Pan verglichen, der eine der schцnen Nymphen verfolgte und umwarb. Die in Richtung FluЯ fliehende Nymphe, die keine kцrperliche Nдhe zu dem sie einholenden bocksfьЯigen Wesen haben wollte, bat die Gцtter, sie in ein Schilfrohr zu verwandeln. Und diese taten es. Spдter machte der von Lьsternheit besessene Pan aus dem Schilfrohr eine Pan-Flцte, auf der er traurige Lieder zu spielen begann. Awdij jedoch holt seine Nymphe ein und nachdem er mit dem unbekannten jungen Mдdchen in der Toilette ьber dem dreckigen Klobecken einen Geschlechtsakt vollzogen hatte, gibt er symbolisch die Melodie der Begierde durch das Stцhnen des Mдdchens wider. Dieses Stцhnen hallte in den Hohlrдumen und in den Rohren des Kanalisationsabflusses wider, - in dem „Schilfrohr“ der Stadt K., ihrer eigenen Flцte“.
Die Sprache in „Sitten der Stadt K.“ ist ein gesonderter Gesprдchsstoff und macht eine Analyse erforderlich. Die kurzen, lakonischen Sдtze wirken, - wenn man es so nennen kann, - direkt abschieЯend, treffen die kьnstlerischen Gestalten in den Kopf.
In einem seiner Interviews bemerkte I.Brodskij, daЯ die kьnstlerisch hochwertige Literatur des XXI. Jahrhunderts auf alle Fдlle eine lakonische sein wird: im Verlaufe der Menschheitsgeschichte ist eine Vielzahl an Texten geschrieben worden, deshalb muЯ der Text, der bemerkt und gelesen werden will, gemessen an der Anzahl der Worte unbedingt knapp und gedrдngt sein. Das bedeutet aber nicht, daЯ sich in einem solchen Text die Kette der kьnstlerischen Gestalten verkьrzt. Nein, eher im Gegenteil, die Gesstalten und Symbole erwerben in einem solchen Text eine Mehrdeutigkeit und universelle Tiefe. Wer aufmerksam „Sitten der Stadt K.“ gelesen hat, der hat bemerkt, daЯ die Opposition „Lebende und Tote“ nicht die einzige bildhafte Schicht der Erzдhlung ist. Eine gesonderte Untersuchung erfordern noch einige weitere Schichten der kьnstlerischen Realitдt, die in die Erzдhlung eingeflossen sind in Form von einer breiten bildhaften Darstellung binдrer Oppositionen, wie Westen – Osten (westliche Zivilisation – postsowjetisches Kulturmilieu), Gegenwart – Vergangenheit (die Nostalgie der Bьrger von K. nach dem hypothetischen mangasischen Recht, wenn die Vergangenheit lebendiger ist als die Gegenwart).
Nach Feststellung des oben erwдhnten I.Brodskij ist echte Poesie ein kьnstlerisch дuЯerst knapper Text. Da die Erzдhlung von A.Apalkow lakonisch ist, geht sie an vielen Stellen unumgдnglich in Poesie ьber. Es reicht aus, dafьr nur einige Beispiele anzufьhren: „Eine verblьhende Dame mit verlцschenden Augen. Sie biss auf ihre mit fliederfarbenem Lippenstift geschminkten Lippen. Unter dem Himmelszelt der Stadt aber weinte die Morgenrцte.“ ; …erst am Morgen hatten sie die Schlaglцcher und Einbrьche auf dem breiten Asphaltdamm geflickt. Schwarze Kleckse von Asphaltteer sprangen darauf herum wie Flicken auf dem Gewand eines Gauklers.“
„Mit den Augen hielt er mich wie mit einer Faust fest“.
In der binдren Opposition „Westen – Osten“ ist die Gestalt der Epifania bemerkenswert, die in sich einen tiefen symbolischen Sinn verbirgt. Der Erzдhler sagt, daЯ das Leben von Epifania kein leichtes war, daЯ sie so etwas wie fruchtbare Erde ist, ihre Hдnde aber wie Weinreben. Man kann vermuten, daЯ A.Apalkow bewuЯt oder intuitiv in Epifania eine Verkцrperung der Heimat geschaffen hat, die bis zur altslawischen mythologischen Gestalt der Mutter – Erde zurьckreicht. Fьr die Bьrger von K. aber, die uns symbolisch als Tote gezeigt wurden, ist Epifania gestorben. Sie hat einen Deutschen geheiratet und ist fьr immer nach Deutschland ausgereist. Mit anderen Worten ausgedrьckt, die Mutter – Erde ist in den Westen gegangen, denn das eigentliche Leben pulsiert in der Erzдhlung auf dem Territorium der westlichen Zivilisation. Mцglicherweise hat uns der Autor der Erzдhlung auf diese Weise zeigen wollen, in welcher Richtung wir uns alle im Sinne politischer und zivilisierter Rechte bewegen mьssen, - wir, die Bьrger des Landes, das Borisfen ьberquert. [ Згорнути рецензію ]
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26.12.2010
Автор рецензії: Vladimir Jeremenko
(джерело:
Критичний нарис)
Die erste Ausgabe des Buches “ Sitten der Stadt Ka.“ erschien auf ungebleichtem Verpackungspapier, aus dem Strohreste zusammen mit den Buchstaben herausfielen.
Warum? – fragte ich.
Damit es nicht mit der Zeitschrift „Natalie“ zu verwechseln ist, - antwortete Alexander Apalkow.
Wie alle Schreibenden, wollte der Autor, daß sich sein Buch nicht in der Menge auflöst. Und, - welch ein Wunder, dieses Werk wußten nicht nur die literarischen Feinschmecker zu schätzen; es wurde zu einem Bestseller auf dem örtlichen Büchermarkt. Ich bin mir sicher, es würde sich auch auf dem landesweiten Literaturmarkt ... [ Показати всю рецензію ]
einen Platz an der Sonne erkämpfen, wenn dieser Markt ein Feld des Lebens wäre und nicht ein Friedhof von Reklame-Pops.
„ Wenn ich ein Capriccio ohne Noten schreiben könnte, - sagte einmal Paganini, - und es auf einer Geige ohne Saiten spielen könnte, dann würden Sie erfahren, was sich in meiner Seele abspielt.“ Den Literaturschaffenden wurde es von Gott eingegeben, wie man dies gleichwohl tun kann, - ohne Papier und ohne Buchstaben.
„ Ein von sich gegebener Gedanke ist eine Lüge.“ Aber es ist folglich ebenso, daß eine Lüge auch dieser ausgesprochene Gedanke ist. Ein Schriftsteller hat keinen anderen Weg, als zu versuchen, die Lebenswahrheit des Gedankens zu retten, indem er ihn ausdrückt. Alexander Apalkow hat sein Capriccio gespielt, mit Noten und Saiten. Das, was sich in seiner Seele abspielt, ist nicht in Erfahrung zu bringen – Paganini hat Recht. Aber die „Sitten der Stadt Ka.“ öffnen ein Fenster in die Seelenwelt des Autors.
Noch vor der ersten Ausgabe des Buches war es mir vergönnt, einzelne Erzählungen daraus zu lesen. Die nicht durch einen einheitlichen Stiel miteinander verbundenen Töne berührten einen zutiefst und machten Spaß, aber das Orchester war nicht zu hören. In dem Buch aber erklingt Musik, - das Orchester unter Leitung von Apalkow spielt die Provinz-Sinfonie „ Der Untergang der Arier “.
Der Autor schöpfte aus der Natur. Meines Erachtens besteht darin auch sein Erfolg. Aber die Naturlandschaft eines Apalkow wäre nur leblose Fotographie, wenn er es nicht verstanden hätte, - bewußt oder unbewußt – die deprimierende Natur mit seinem Mitgefühl, seiner Ironie und seiner Schreibweise zu überwinden.
Manchmal sind die grammatischen Gefüge Apalkows nicht richtig, nicht genau, nicht wohlklingend; aber dieses Minus wird auf bezaubernde Art und Weise in etwas Positives umgewandelt. Vielleicht gerade wegen der Possen reißenden
Art erdrückt der Text nicht durch einen Geruch von Literaturmoder.
In seinem Werk „ Sitten der Stadt Ka.“ erinnert Alexander Apalkow an Andrej Platonow. Verständlicherweise ist Platonows Stiel einmalig. Aber mit seiner nicht kanonischen Art und Weise, manchmal sogar mit einer Art „Sinnlosigkeit“ der sprachlichen Ausdrucksweise, bringt ihn Apalkow dem Leser genauso gut „hinüber “ wie Platonow. Die Inversionen von Apalkow sind unbequem, die abgehackten Phrasen sind teilweise lästig, aber sie lassen den Leser auch nicht in Ruhe.
Einige Kritiker glauben, daß Kunstwerke nur ein Autor schaffen kann, der die Literatur von ihren Grundlagen an bis zu den akademischen Perlen kennengelernt hat. Andere denken, daß die Schaffung eines literarischen Kunstwerkes nur einem Autor gelingt, der fest „mit der Erde“ verbunden ist, einem Naturtalent, das nicht durch das Gewicht von Enzyklopädien und literarischer Gelehrtheit erdrückt wird. Absolut genommen, steht sowohl das eine als auch das andere in Frage.
Talent allein ist ausreichend. Wie es zu sich fand, abgeschliffen wurde und wie es sich den Weg in das Herz des Lesers bahnte – das ist einzig und allein sein Geheimnis. Und es hat das absolute Recht, seinen eigenen Weg zu gehen. Ob dieser Weg Perspektive hat, wird die Zeit zeigen. Es scheint mir, daß es Apalkow gelungen ist, sein Gleichgewicht zu halten, indem er auf des Schwertes Klinge balancierte, daß es ihm gelang, zwischen der Szille friedhöflicher Alleswisserei und der Charibda der Ignoranz sich durchzuschlängeln und unterwegs sogar wertvolle Kristalle aus beiden verhängnisvollen Felsen herauszuhacken.
Es ist ihm gelungen, gleichzeitig in seinen Helden zu sein als auch außerhalb von ihnen. Dieses Kunststück gestattete es ihm, seinem Leser kein „überkultiviertes“ Feld zu vermitteln, sondern ein ganz natürliches, ein lebendiges, - so wie zum Beispiel ein Roggenfeld mit Kornblumen.
In Szenen körperlicher Liebe gibt es keine affektierten Tabus, aber auch keine Pornographie. Es wird eine grobe, nicht gerade natürlich anziehende Liebesarbeit dargestellt.
Im Text sind kunstfeindliche Redensarten zu finden, aber sie verlieren sich in einer Menge von Gelungenen. „ Bekannte Leute, vom Schicksal selbst geführt, kamen hierher, um zu sterben. Und keiner von ihnen beklagte sich. Alle starben.“
Im Park des Sieges, in dem „die Platten des „Ewigen Feuers“ entwendet wurden, spielt man schon das fünfte Jahr Billard mit Schrubbern als Billardstöcke.“ Den Leser beeindruckt die Verwaltung mit der sich anbiedernden Dunka auf den Stufen; die Kulturverwaltung mit dem verwahrlosten Fedul Kurakin; der Führsorger, der „ früher annahm, daß die Sprache nur ein Mittel der Erkenntnis ist “.
Die Felder der Beobachtung sind kunstvoll, überzeugend, ironisch – traurig. Die Worte von Arschibald Apaikin sind richtig auswegslos: „ Ich habe diese Verbrüderung wie ein Spiel ausgedacht (die Partnerschaft der Städte Ka. und Vi. – V. E.-).
Wer sagt mir aber, ob ich dieses Spiel fest in den Händen habe oder ob es mich schon in den Händen hat? “
Großartig ist der Architekt Retschkin, der vor lauter Katzenjammer vergessen hat, wo er gestern sein Auto abgestellt hat. So schön niederträchtig Gorgonij, der Staatsanwalt, der in allen Verbrecher sieht, sich selber auch eingeschlossen; damit hat er den Lehrer Dzershinskij mit seinem Slogan hinter sich gelassen: „Darin, daß Sie in Freiheit sind, besteht nicht Ihr Verdienst, sondern das ist unsere nicht vollendete Arbeit “.
Belustigend und sympathisch sind Churchel und Stepanjura, die mit dem Auto eigentlich nach Truskawetz unterwegs sind, um Wässerchen zu trinken und den kranken Magen auszukurieren, die aber unter jedem schattigen Baum anhalten, Wodka trinken und zu guter Letzt anstelle von Truskawetz Kurs auf die Datsche nehmen, um „Schaschlyks“ zu machen.
„ Die Enzyklopädie des Lebens in der Provinz “ wird durch Überlegungen des Autors unterbrochen, die manchmal gewunden sind, manchmal paradox, manchmal erbarmungslos direkt, wie aus den Wolken hervorschießende Sonnenstrahlen. Der Autor ermüdet aber den Leser nicht mit seinen Überlegungen, sondern kehrt immer rechtzeitig zur Natur zurück. Unvergeßlich das Bild der Bestattung von Großmutter und Großvater in einem gemeinsamen Sarg aus Gründen der Kosteneinsparung für diese Prozedur.
Die Apotheose des geschaffenen Werkes ist das Kapitel „ Stadt der Blinden und Ungewaschenen “. Surreal, aber völlig provinziell – realistisch ist die Diskussion zwischen Awdij und Swetosara, das Weinen von Awdij aber ist ein bescheidenes Zeugnis der Degeneration des menschlichen Wesens; Awdij
zeigt „ offenherzige Reue “, erklärt sogar Swetosara, wie er sich völlig zufällig und unabsichtlich den Tripper „ geholt hat “, bei der Paarung mit einer „ Dirne “ im betrunkenen Zustand in einer schmutzigen Toilette.
Zielscheibe des Spottes wird am Ende ein Feiertag in der Stadt Ka. – drei schwarze Limousinen, eine „Eskadron“ Motorradfahrer, der Präsident. Begleitet von schizophrenen Zwiegesprächen eines großen Volkes. Mit diesem genauen Pinselstrich endet das Buch Apalkows – ein Kammerabdruck unserer nationalen Tragödie. [ Згорнути рецензію ]
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